Die Gründung der Compagnia delle poete im Sommer 2009 geht auf die
Initiative von Mia Lecomte zurück, einer italofranzösischen Lyrikerin und
Literaturwissenschaftlerin mit Forschungsschwerpunkt auf transnationaler italophoner Lyrik und
Transkulturalität.
Das Ensemble wird von “La Tenda“, einem Verein für die Förderung multiethnischer Kultur, promotet. Die
Mitwirkende sind Lyrikerinnen, die die gemeinsame Zweitsprache Italienisch für ihre literarische Expression
benützen – Prisca Agustoni, Cristina Ali Farah, Anna
Belozorovitch, Livia Bazu, Laure Cambau, Adriana
Langtry, Mia Lecomte, Vera Lucia
de Oliveira, Helene Paraskeva, Brenda Porster, Begonya
Pozo, Barbara Pumhösel, Francisca Paz Rojas, Candelaria
Romero, Barbara Serdakowski, Jacqueline Spaccini,
Paulina Spiechowicz und
Eva Taylor – jede mit einer speziellen von transnationalen Aspekten geprägten Biographie.
Bei der Realisierung ihrer Aufführungen bewegen sie sich zwischen gebietsübergreifenden artistischen
Bereichen und werden dabei von KünstlerInnen unterstützt, die bereits in internationalen Kontexten
gearbeitet haben. Die Idee ist die einer Art von Sprach-Orchester, in das sich die von verschiedenen
linguistischen und kulturellen Traditionen beeinflussten Texte harmonisch einfügen, in Aufführungen, in
denen das lyrische Wort mit anderen künstlerischen Ausdrucksformen in Beziehung tritt. Die modulare Struktur
ermöglicht es, die Formel je nach Situation und Präsenz der Autorinnen zu modifizieren und neu zu
adaptieren.
Ziel des Ensembles ist es, die Begegnung von Gedicht und Publikum und damit die ursprüngliche Funktion einer
geteilten – gemeinsam erlebten – Oralität zu fördern und der transnationalen Literatur, der eigentlichen
Avantgarde des neuen Jahrhunderts, eine Stimme zu geben.
Die Compagnia delle poete, bereits in universitären Arbeiten untersucht, nimmt häufig an Seminaren,
an akademischen und literarischen Tagungen und Schreib- und Übersetzungswerkstätten teil – in Italien als
auch im Ausland – die sich mit translinguistischen literarischen Bewegungen beschäftigen.
Das Ensemble kuratiert auch gemeinsame Übersetzungsprojekte zeitgenössischer Lyrik, wie die Rubrik der
Zeitschrift «Specimen» des Babelfestivals.
Die Präsentation der lyrischen Performance La casa fuori im Juni 2022 beim Festival Kolkata Poetry Confluence wurde zum
Grundstein eines Laboratoriums der Begegnung von Sprachen und Schreibweisen; dank der je nach Situation und
Ort flexibel gestalteten Aufführungen können neue Stimmen und Sprachen aufgenommen werden und in einen
poetischen Dialog treten. So entwickelt sich aus La casa fuori eine langsam wachsende Lyrikgruppe
mit
Teilnehmerinnen aus der ganzen Welt.